Bühne und Atelier
Tobias Röger schneidert musikalische Maßanzüge, die der Persönlichkeit ihrer Träger Ausdruck verleihen und zugleich unverkennbar aus seiner Hand stammen. Mit der Band The Wohlstandskinder schreibt er zeitlose Pop-Punk-Songs und feierte damit wachsende Erfolge. Er beendet diese Laufbahn freiwillig. „Ein passionierter Kreativer sein, aber das Rampenlicht eigentlich gar nicht zu vertragen – daran wäre ich beinahe kaputt gegangen“, sagt Tobias Röger. Schon damals verbringt er seine Zeit lieber im Atelier.
Seit 2006 vertrauen Stars wie Udo Lindenberg, Christina Stürmer, Wolfgang Petry oder Helene Fischer auf seine sensible Präzision. Zugleich arbeitet er mit Herzblut für die Basis und setzt Indie-Künstler wie Kapelle Petra oder ehemalige Straßenmusiker wie Parallel in Szene. Als Ausstatter mit Rundum-Angebot ist er dabei häufig Songwriter, Texter und Produzent in einem.
„Je nach Ausgangslage helfe ich dabei, eine Klangästhetik zu finden, einen Sound, eine gewisse Sprache in Ton und Text, eine grundsätzliche Haltung."
Mit Vertrauen
Für viele seiner Kunden ist die Arbeit mit Tobias Röger eine Reise zu sich selbst. Von der Verschiebung raffinierter Nuancen bis zur kompletten künstlerischen Neuerfindung ist alles möglich. Horizonte erweitern sich und kreative Kontrapunkte finden Einzug. Röger sieht, was ein Szene-Act braucht, um auch das Stadion zu erreichen oder was Popkünstler*innen fehlt, um authentisch Reibung zu erzeugen. Er spritzt Großraumkino in Indie-Lieder und Authentizität in Chartstürmer.
„Guten Songs rennt man nicht hinterher, man geht ihnen entgegen“, sagt er. „Die beste und berührendste Musik entsteht im kreativen Chaos, beim Ausprobieren und Machen ohne Hintergedanken.“ Damit das gelingt, braucht es Vertrauen. Durch seine intensiven Bandjahre kann Röger sich besser in das Seelenleben der Künstler*innen einfühlen als jemand, der keine Wurzeln im Bühnenleben hat und sich in verranzten Proberäumen bis heute wohlfühlt. Er weiß um die blinden Flecke, die man dort ausbildet und den Wert eines objektiven Blicks von außen.
Grüne Fäden
Am Ende sind die Ergebnisse so verschieden wie die Menschen und doch erkennt jeder, der feine Ohren hat, immer die roten Fäden aus dem Atelier Röger. Melodien von kristalliner Klarheit und zugleich wehmütiger Weite. Texte, die Geschichten erzählen oder neue Blickwinkel eröffnen. Eine Produktion, die je nach Anlass die passende Zusammensetzung der Stoffe wählt. Euphorie und Melancholie verbinden sich zu Ohrwürmern, die auf angenehme Weise lange hängenbleiben.
Dabei sind die Fäden genau gesprochen eher grün als rot, denn das Atelier dieses beseelten Meisterschneiders befindet sich abseits der urbanen Hektik vor den Toren Kölns. Gut für alle Beteiligten, da laut Röger starke Songs gerade dann entstehen, „wenn man beim Erschaffen nicht nach links und rechts schielt“… was besonders einfach ist, wenn der Blick aus dem Atelierfenster auf eine Landschaft fällt, deren gelassene Größe sich um kurzfristige Moden nicht schert.
(Text: Oliver Uschmann)